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CHRIS
CAIN
Hall of Shame
Gesamtzeit 46:31, 12 Titel, 2003, Blue Rockit BRCD 137 – Vertrieb
über Fenn Music Service
Das
ist vermutlich Chris Cain’s 9. Album. Nur 6 davon gibt’s als
CD hierzulande. Von Charts-Platzierungen kann hierzulande natürlich
auch keine Rede sein - das Los aller Blueser, wenn Sie nicht Hooker, Cray
oder Waters heißen. (Schpäßle gmacht, gell?!).
Seit ich Cain 1987 beim Belgian Rhythm & Blues Festival in Peer zum
ersten Mal live sah, bin ich Fan. Der Live-Auftritt und das Debutalbum
„Late Night City Blues“ haben mich damals schlichtweg umgehauen.
Da war jemand, der den Jazzer und den Blueser in mir endlich gleichermaßen
ansprach! Und dabei sind seine Platten nur ein relativ undeutlicher Abglanz
dessen, was Cain mit seinen Tour-Bands auf der Bühne zeigt. Man kann
das oberflächlich etwa so beschreiben: niemand „schreibt“
so optimistische Musik zu so melancholischen Texten – und umgekehrt.
Blues unter kalifornischer Dauer-Sonne eben!
Stilistisch beschreibt man das für Neulinge in Cain’s Musik-Welt
am Besten so: An der Gitarre wie Robben Ford mit dem Biss von Albert King
bei Wattstax. Die Stimme von
B.B. King mit dem Glanz der 60er Jahre. Die Kompositorik, wie wenn Tony
Joe White oder Townes van Zandt als Texter auf die Crusaders treffen würden.
Und zwar auf die Crusaders zu der Zeit mit Freddie Robinson an der Gitarre
(Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre – als sie noch das „Jazz“
im Namen hatten!!). Alles Klar!? Nein?!
Also: Für mich ist Chris Cain einfach der Inbegriff des modernen
Bluesmusikers im Grenzbereich zu Soul und Jazz. Der einzige Wermutstropfen
dieser CD ist die Tatsache, dass diese Platte mit der Band von Pat Ford
anstatt mit der aktuellen Tourband eingespielt worden ist. Da geht seltsamerweise
der Biss etwas verloren, obwohl diese Formation gut eingespielt sein dürfte.
Aber auch so ist dieses Oeuvre (Man muß es so nennen, die Bezeichnung
„Werk“ klingt einfach zu ordinär!) immer noch deutlich
besser als das, was so Typen wie Norman Brown, Doc Powell oder leider
auch die Crusaders heutzutage so durch die Gegend sülzen. Apropos:
die neue George Benson-CD hab ich noch nicht zum Vergleich gehört,
man sieht – ich vergleiche die Sache eher mit Jazz- oder präziser
gesagt: Jazz-Pop-Werken. Zum Vergleich fällt mir, bedingt durch den
zunehmenden stilistischen Bezug Cains auf Albert King, augenblicklich
nur die neue CD von Michael Burks „I Smell Smoke“ (auf Alligator
) ein. Die ist aber wesentlich rauher und gleichzeitig vordergründiger
an Soul orientiert als „Hall Of Shame“.
Wer Blues auch mit dem Kopf hört, wird sich den komplexen Harmoniestrukturen
der Cain’schen Songs immer wieder schwerlich entziehen können.
Nebenbei gesagt: Es sind alles Eigenkompositionen, wie beinahe immer.
Kann sein, dass der eine oder andere Fan diese CD für etwas zu „poliert“
hält. Für Countryblues-Fans und Bluesrock-Liebhaber ist das
bestimmt nur sehr bedingt etwas.
Man kann aber getrost den Glücklichen Glauben schenken, die wie ich
Chris Cain auf dem Gaildorfer Bluesfest 1997 sehen durften: etwa 160 cm
schiere Spielfreude, die alle komplexen Arrangements „live“
lebendig und druckvoll darbot!
Mit den obengenannten Einschränkungen empfohlen.
Zu erhalten ist das Album über den gutsortierten Fachhandel und über
Crosscut, Bremen.
Hier entlang zur Website von Chris Cain..
16.11.2003
-sk-
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