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RAPHAEL WRESSNIG'S ORGANIC TRIO
In Between
Gesamtzeit 60:46, 9 Titel, 2004, ZYX Music VILCD 1025-2
Warum hier auf einer Blues-Website die Rezension einer (offensichtlichen)
Jazz-CD stattfindet?? - Warum denn nicht??!! - Gut, Spaß (im Wort)
beiseite!
Der Hauptgrund ist, wie es eigentlich immer der Fall sein sollte, der
Spaß an der Musik.
Und dies gilt umso mehr, als die Akteure hörbar mit beiden Beinen
- der Akteur an der Orgel mit beiden Händen UND Beinen - fest in
beiden Metiers (Jazz UND Blues) zu stehen scheinen.
Raphael Wressnig hat mit seiner zweiten „Organic Trio“-CD
nun wieder seiner „jazzigen Seite“ Tribut gezollt - und in
einem solchen Fall scheint die Ausbildung einer multiplen Persönlichkeit
durchaus erwünscht und erfreulich.
Wie auf seiner bluesigen Seite mit Oliver Mally hat er auch hier mit Georg
Jantscher einen Gitarristen gefunden, der ihn in spielerischer wie kompositorischer
Weise aufs Beste ergänzt. (Glücklicherweise hat man auch in
ZYX-Records einen Vertrieb gefunden, der die feinen Sachen aus Bad Radkersburg/A
hierzulande vertreibt.)
Der Unterschied zum Premierenwerk dieses Projekts, „Manic Organic“,
liegt auf den ersten Blick nur im Detail:
Erstens sind es andere Gäste ("Besuch" aus Italien an Gitarre
und Drums bei einem Titel), zweitens ein höherer Anteil an Eigenkompositionen
und dritten ein neuer Schlagzeuger.
Auf den ersten Höreindruck klingt das Ganze hörbar „hipper“.
Dieser Eindruck hält sich, Gott sei Dank, nicht ganz bis zum Ende
- was dem Endresultat gut tut. Man lässt seine „Vorbilder“
sozusagen erweitert wirken, lässt modernere Idiome/Stilelemente einfließen.
Eine Prise „Nostalgie mit Tanzbein“ zum Schluss rundet das
Ganze sozusagen ab.
Nicht dass das Vorgängerwerk langweilig und uninspiriert gewesen
wäre - Nein, damals wie heute liegt auf der Grundlage mehr als nur
soliden Handwerks eine gewisse Spielfreude, die nun durch, - nennen wir
es einen gewissen Mut zum Risiko - die Band und ihre Akteure an Biss und
Statur gewinnen lässt. Nicht, dass man die „alten Vorbilder“
Brother Joe McDuff, Jimmy Smith, Jimmy McGriff und George Benson nicht
zu würdigen verstünde, wenn man das so sagen darf, nur scheint
der Umgang mit den Vorbildern leichter und souveräner geworden. Dies
lässt auch die Darbietung bei getrageneren Titeln an Tiefe gewinnen.
Die Zusammenarbeit von Wressnig und Jantscher hat allgemein an Dichte
und Druck gewonnen. Gut, - Erinnerungen an neuere Veröffentlichungen
von George Benson und auch an die gloriose Zusammenarbeit von John Scofield
und Larry Goldings auf Blues Note werden beim genaueren Reinhören
wach, - aber bitte, was ist an Erinnerungen falsch, besonders, wenn der
durch sie angeregte Vergleich nicht zum Nachteil der „Epigonen“
ausfällt? (Diesen Begriff möchte ich hier auch nicht im negativen
Sinne verstanden wissen.)
Und so stellt sich abschließend eigentlich nicht die Frage, „ist
diese CD gut und/oder ein guter Kauf“ - für meinen Teil und
ganz gewiss für Liebhaber des Hammond-Orgel-Jazz eindeutig mit JA
zu beantworten - sondern, wie bei den besten jungen Talenten immer, "Buben,
wo wollt ihr denn noch hin, in Eurem Alter, wenn ihr jetzt schon so gut
seid?"
Bei Raphael Wressnig zu mindestens bin ich mir sicher, dass die Antwort
AUCH lautet: "zurück zum Blues“! (Und in dem Zusammenhang
sei auch bemerkt, dass Scofield in den 70er Jahren wiederholt Jazz- und
Blueslegende Jay McShann kompetent begleitet hatte.)
Er wird, falls meine Informationen richtig sind, seine Fertigkeiten in
beiden (?) „Welten“ auch nächstes Jahr durch Touren mit
Larry Garner und Alex Schultz wieder eindrucksvoll unter Beweis stellen!!
Und zum Schluss sei auch noch angemerkt: Nicht von ungefähr dürfte
dieses Album beim Leser-Poll des in Österreich führenden Jazz-Fachblatts
„Concerto“ den Titel „Jazzalbum des Jahres“ abgeräumt
haben.
Zu
erhalten ist das Album direkt über die Website von ZYX-Records (www.zyx.de)
oder über die Website von Raphael Wressnig.
Hier entlang zur Website von Raphael Wressnig..
27.12.2004
- sk -
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